Die Maus und das Labyrinth

Lesedauer: 2 Minuten

Es war einmal eine kleine, flinke Maus namens Miro, die in einem riesigen Labyrinth lebte. Das Labyrinth war voller Gänge, Türen und Kreuzungen, aber es gab nur einen Weg hinaus. Eines Tages entschied Miro, das Labyrinth zu verlassen und die Welt draußen zu sehen. „Ich werde die Freiheit finden, egal wie lange es dauert!“ rief er voller Entschlossenheit.

Miro lief durch die verwinkelten Gänge, schnüffelte an den Wänden und suchte nach einem Ausweg. Doch immer wieder stieß er auf Sackgassen. Mal lief er gegen eine Mauer, mal kehrte er zur gleichen Kreuzung zurück, die er schon unzählige Male passiert hatte. Je länger er suchte, desto ungeduldiger wurde er.

„Es muss hier doch irgendwo eine Lösung geben!“ knurrte er und rannte schneller, seine kleinen Pfoten trommelten hektisch auf dem Boden. Doch das Labyrinth schien sich über ihn lustig zu machen – je mehr er sich anstrengte, desto mehr verirrte er sich.

Erschöpft ließ sich Miro schließlich in einer Ecke nieder. Sein Herz schlug schnell, und er fühlte sich klein und machtlos. „Ich werde hier nie rauskommen“, murmelte er.

Da hörte er plötzlich eine ruhige Stimme. „Du rennst zu viel, kleine Maus.“ Miro blickte auf und sah eine alte Schildkröte, die langsam durch einen Gang geschritten kam. Ihre Schritte waren bedächtig, und sie trug ein sanftes Lächeln im Gesicht.

„Aber ich muss schnell sein, sonst finde ich den Ausgang nie!“ rief Miro.

Die Schildkröte lachte leise. „Manchmal findest du den Weg nach vorne, indem du einen Schritt zurücktrittst. Schau dir das Labyrinth genau an. Du hast es eilig, aber du siehst die Gänge nicht wirklich.“

Miro runzelte die Stirn. „Einen Schritt zurück? Aber das bringt mich doch nur weiter weg vom Ausgang!“

„Nicht unbedingt“, sagte die Schildkröte. „Manchmal hilft es, innezuhalten, zurückzugehen und das Ganze aus einer anderen Perspektive zu betrachten.“

Obwohl Miro skeptisch war, beschloss er, den Rat der Schildkröte auszuprobieren. Er kehrte zu einer Kreuzung zurück, an der er oft vorbeigelaufen war, setzte sich hin und betrachtete die Wände genau. Zu seiner Überraschung entdeckte er kleine Markierungen, die er vorher nie bemerkt hatte. Sie wiesen in eine Richtung, die er bisher ignoriert hatte.

Mit neuer Hoffnung folgte Miro den Zeichen, ging langsamer und achtete darauf, sich nicht in der Eile zu verlieren. Nach einer Weile öffnete sich vor ihm ein großer Ausgang, durch den die Sonne hereinschien. Er war endlich frei.

„Danke, Schildkröte!“ rief Miro, als er ins Freie trat. Doch als er sich umdrehte, war die Schildkröte verschwunden. Nur ihre leise Stimme schien im Wind zu flüstern: „Geduld und ein klarer Blick führen oft weiter als Hast.“


Botschaft der Fabel

Diese Geschichte zeigt, dass Eile und blinder Aktionismus uns oft von der Lösung ablenken. Manchmal müssen wir einen Schritt zurückgehen, innehalten und unsere Perspektive ändern, um den richtigen Weg zu finden. Geduld und Klarheit sind oft der Schlüssel zu scheinbar unlösbaren Problemen.

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