In einem fernen Land, versteckt zwischen sanften Hügeln und weiten Tälern, lebte ein kleiner Vogel namens Metta. Metta war kein gewöhnlicher Vogel, denn in seinem Herzen trug er eine besondere Gabe: die Fähigkeit, Wünsche in die Welt zu weben. Doch diese Gabe hatte eine Bedingung: Jeder Wunsch musste 108 Mal wiederholt werden, damit er Wirklichkeit wurde.
Metta führte ein stilles Leben. Seine schlichten Federn ließen ihn zwischen den Ästen verschwinden, auf denen er saß. Die anderen Tiere im Wald ahnten nichts von seiner besonderen Fähigkeit. Eines Tages kam Karuna, die weise alte Schildkröte, zu ihm. Ihr Name, der „Mitgefühl“ bedeutete, passte perfekt zu ihrer sanften, liebevollen Art.
„Metta“, begann Karuna leise, „der Frieden in unserem Wald ist verloren gegangen. Die Tiere streiten, meiden einander und haben vergessen, wie wichtig Gemeinschaft ist. Ich habe von deiner Gabe gehört. Kannst du uns helfen, den Wald wieder in Harmonie zu bringen?“
Metta neigte seinen Kopf nachdenklich. „Ich kann es versuchen“, sagte er. „Aber meine Magie funktioniert nur, wenn ich jeden Wunsch 108 Mal wiederhole. Und damit sie wirklich stark wird, brauche ich deine Unterstützung und die Hilfe aller Tiere.“
Karuna stimmte zu und rief alle Tiere des Waldes zusammen – den misstrauischen Fuchs, die schüchterne Maus, den brummigen Bären und sogar die neugierige Krähe. Sie setzten sich in einem Kreis um Metta, ihre Unterschiede für einen Moment beiseite gelegt. Der kleine Vogel stellte sich in die Mitte und begann seinen ersten Wunsch:
„Möge ich glücklich und frei von Leid sein.“
Metta sprach klar und ruhig, immer und immer wieder. Während er sprach, spürten die Tiere, wie die Worte sich in ihre Herzen schlichen. Selbst der grummelige Bär, der sonst über alles schimpfte, fühlte plötzlich eine sanfte Wärme. Nachdem Metta die 108 Wiederholungen beendet hatte, sagte er: „Das war der erste Schritt. Jetzt sprechen wir für jeden von euch.“
Metta wandte sich der schüchternen Maus zu und begann:
„Mögest du glücklich und frei von Leid sein.“
Mit jeder der 108 Wiederholungen spürte die Maus, wie etwas in ihr erwachte. Sie fühlte sich nicht mehr so klein und unsichtbar – eine Leichtigkeit begann sich in ihr auszubreiten.
Dann war der Fuchs an der Reihe, dann die Krähe, dann der Bär und jedes andere Tier im Wald. Für jedes Wesen wiederholte Metta dieselben Worte 108 Mal. Jedes Mal schien seine Stimme kraftvoller zu werden, und die Tiere begannen, eine Verbindung zueinander zu spüren, die sie zuvor nicht gekannt hatten.
Zum Schluss breitete Metta seine Flügel aus und sprach für alle:
„Mögen alle Wesen glücklich und frei von Leid sein.“
Seine Worte flogen wie ein sanfter Wind durch die Äste, über die Wiesen und Flüsse, und erreichten jedes Lebewesen im Wald. Die Tiere saßen still und lauschten, spürten, wie der Wunsch wie ein Samen in ihren Herzen aufging. Sie erkannten, dass die Worte nicht nur Klänge waren, sondern eine neue Harmonie in ihrem Leben pflanzten.
Von diesem Tag an war der Wald ein anderer Ort. Die Tiere halfen einander, teilten ihre Nahrung und begegneten sich mit Mitgefühl. Metta blieb ein unauffälliger Vogel, doch seine Gabe war nun kein Geheimnis mehr. Wann immer Unfrieden drohte, erinnerten sich die Tiere an die 108 Wünsche und sprachen sie selbst.
Denn sie hatten gelernt: Wahre Veränderung braucht Wiederholung, Geduld und ein offenes Herz.
Moral der Geschichte
Wünsche können Wirklichkeit werden, wenn sie mit Absicht und Ausdauer wiederholt werden. Die Magie der Worte liegt nicht nur in ihrer Kraft, die Welt zu verändern, sondern auch darin, unser eigenes Herz zu transformieren.